Auf Einladung der Herren Lüdicke und Felsch, unterstützt durch die Herren Thiele und Herrmann fanden sich am 03.12.1918 im Restaurant "Rauenstein" 14 Personen zur Gründung eines Ruder-Klubs zusammen.
Als Vereinslokal wurde das Bergrestaurant "Rauenstein", Inhaber Mitglied Karl Raue, bestimmt. Man entschied sich für die Klubflagge mit dem Stadtwappen der Stadt Werder umgeben von den Buchstaben RKW, in der linken oberen Ecke eine schwarz rot goldene Gösch, darüber einen fünfzackigen roten Stern mit der Jahreszahl 1918.
Die ersten Boote wurden auf dem Pfarrgrundstück "Am Mittelweg" untergebracht. Es handelte sich um einen Renneiner, einen Vierer "Werder", einen Vierer "Rauenstein" und einen Doppelzweier "Havel".
Ein weiteres Boot, ein Rennachter wurde wenige Wochen später vom Meißner Ruderklub erworben.
Im Jahre 1919 beteiligte man sich bereits an Regatten. Auf einer Dresdner Regatta holte die Mannschaft "Stimming, Lüdicke, Schramm, Reinicke und Stm. Kobs" mit dem Vierer "Werder" den ersten Sieg.
Am 12.10.1919 fand in Werder die erste Regatta statt, bei der der Brandenburger Ruder-Klub mit mehreren Mannschaften vertreten war. Neben den Erfolgen in Dresden wurden im Jahr 1919 auf Wanderfahrten 2123 Bootskilometer zurückgelegt. Am 01. April 1920 wurde das Klublokal in das Restaurant "Moldenhauer" (heute Prinz Heinrich) verlegt. Am 09.04.1920 wurde der Verein in den Deutschen Ruderverband mit Sitz in Essen, und im Oktober in den neugegründeten Brandenburger Regattaverein aufgenommen.
Am 01. Januar 1921 wurde in Werder eine Jugendabteilung des RKW gebildet. Als Trainer und sportlicher Betreuer stand Herr Georg Becker vom Ruderklub "Hellas" Berlin lange Jahre den Ruderern Werders zur Seite. Aufgrund ihrer guten Leistungen beim Dauerrennen in Werder nahm die später unter dem Namen "Kirschenjungsvierer" in Besetzung "Schramm, Mai, Liere, Müller, Stm. Hans Frick" bekannte Mannschaft in Grünau am Herbstdauerrudern teil und erruderte dabei einen 2.Platz.
Inzwischen war die Mitgliederzahl auf 140 Personen angewachsen. Das Jahr 1922 stand ganz im Zeichen des Bootshausbaues. Vom Vorstand des Ruder-Klubs wurde ein "goldenes Buch" angelegt, in das die Mitglieder und auch Freunde und Gönner des Rudersportes ihre Geldspenden zur Finanzierung der Baukosten eintragen konnten. Die Gesamtkosten des Neubaus beliefen sich auf ca. 120.000,00 Mark. Am 15. Oktober 1922 konnte dann das Bootshaus vom 1. Vorsitzenden, Herrn Gustav Mai, eingeweiht werden. Die oberen Räume waren noch nicht ausgebaut. Zudem befand sich auf dem Dach ein Aussichtsturm. Dieser wurde bei Regatten von Schiedsrichtern als Zielturm verwendet. Zu dieser Zeit verlief die Regattastrecke von der Geltower Kirche bis vor das Bootshaus.
Der weitere Ausbau des Bootshauses mit dem Dachgebälk erfolgte erst in den Jahren 1938/39. Dadurch entstand neben anderen Räumen ein großer Versammlungsraum, der für die Gestaltung des Klublebens von Wichtigkeit war. Die Inflationszeit brachte dem Klub erhebliche Schwierigkeiten. Die Klubleitung versuchte unter Einsatz aller Kräfte über diese Krise hinwegzukommen, was ihr auch unter Erhöhung der Beiträge gelang.
Ein Jahr später, am 01. Juli 1924, konnte der Klub bereits den 1. Sieg im Achter auf der Frühjahrsregatta in Grünau erringen. Inzwischen bekam die schon recht beachtliche Bootsflotte Zuwachs durch eine Stiftung des Mitgliedes Albert Großmann. Er schenkte dem Klub einen Rennvierer, der bei der Taufe den Namen des Stifters erhielt. Die altbewährte Rennmannschaft erruderte mit diesem Boot auf der mitteldeutschen Regatta in Dessau zwei erstklassige Siege. Am Ende des Jahres 1924 zählte der Ruderklub 194 Mitglieder. Dieses Ergebnis konnte bis zum heutigen Tage leider nicht wieder erreicht werden.
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des RKW veranstaltete der Vorstand am 03. Dezember 1928 ein großes Jubiläumsfest auf der Bismarckhöhe. 20 Vereine waren vertreten. Es wurden gleich drei neue Boote auf einmal getauft. Im Jahre 1932 wurde die oft angeregte Damenabteilung gegründet. Die Ausbildung begann im Ruderkasten, der seinerzeit am Bootssteg angebaut war.
Es folgten die Jahre 1933 bis 1945, in denen der Sport unter ganz besonderem Vorzeichen ausgeübt wurde. Nach Ende des fürchterlichen Krieges glaubte man, dass nun auch der Rudersport in Werder endgültig vorbei sei. Doch da war Sportfreund Rudi Oppermann, der beim Rat der Stadt Werder angestellt war. Er versuchte im Interesse des Sportes Ende 1946 den Rudersport wieder aufzunehmen. Dieser Versuch misslang, da die erforderlichen Ruderer noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt bzw. einige von ihnen gefallen waren. Ein erneuter Versuch, wiederum vom Sportfreund Oppermann vorgenommen, gelang 1947. Es fanden sich etwa 15 Personen, alle über 25 Jahre, im Bootshaus zusammen und bildeten die Sparte "Rudern". Die Leitung lag in den bewährten Händen von Julius Kretschmann. Als einziges Gründungsmitglied ist noch unser Ruderkamerad Hans Hinze unter uns und nimmt lebhaft Anteil am Geschehen des Vereins.
Das Bootshaus hatte den Krieg ohne Beschädigungen überstanden. Bootsmaterial, Zubehör und Stege waren fast restlos zerstört. Bestand doch im Krieg der Befehl, die Boote zu versenken oder zu zerstören, auch mag manches Boot unbeobachtet in Privathand gekommen sein. Vom Bootsbestand des ehemaligen RKW waren nur noch 1 Gig-Doppelvierer, 1 Gig-Doppelzweier und 1 Skiff-Einer vorhanden. Diese Boote wurden von den wenigen Mitgliedern unter der fachkundigen Anleitung vom ehemaligen Klubkameraden Erich Schramm schnell instand gesetzt. Der Rat der Stadt stellte die Mittel für den Bau eines Bootssteges zur Verfügung. Inzwischen stellte das Mitglied Dr. Schmidt einen Gig-Vierer und einen Gig-Doppelzweier wieder zur Verfügung. Beide Boote hatte er in Hallen der Vulkanfiber-Fabrik versteckt gehalten und somit gerettet. Die Mitgliederzahl wuchs Ende des Jahres 1947 auf 25 und Ende des Jahres 1948 auf 40 Sportkameraden an.
Ab 1949 konnte die Sparte das Bootshaus wieder voll ausnutzen, nachdem die oberen Räume durch die FDJ nach zähem Kampf zurückgegeben wurden. Nachdem die Leitung der Sparte "Rudern" gewechselt hatte - Sportkamerad Kretschmann übergab 1950 die Leitung an Kurt Schebel - kam neues Leben in die Ruderei. Es wurde eifrig trainiert und Regatten wurden besucht. Der erste Sieg im Gig-Doppelzweier in Schwerin brachte den Durchbruch. Rennboote wurden angeschafft, Arbeitseinsätze und Training standen im Vordergrund.
Die Leitung des Vereins trat vor allen Dingen für die Entwicklung des Schülerruderns ein. Dem Sportkameraden Kurt Schebel ist es zu verdanken, dass unsere Sektion die erste in der DDR war, die sich mit dem Schülerrudern beschäftigte. Neben den vielen Siegen der Ruderinnen und Ruderer auf fast allen Regattastrecken der DDR ist besonders die Mannschaft "Nast, Nitzke, Zimmermann, H.-J. Dahl und Stm. Wothe" hervorzuheben, die 1953 DDR-Jugendbester im Rennvierer wurde.
Nach Kurt Schebel nahmen eine Zeit lang Hans Hinze und nach ihm Peter Neubert die Geschicke der Sektion in ihre Hände. Ab 1956 wird die Sektion vom Sportkameraden Christian Tiedemann geleitet. Um für die Olympiade 1960 die besten Ruderer zu erhalten, wurden Hans Graefe und Hans-Jörg Dahl zu einem Trainingslehrgang delegiert, die auf vielen Regatten besonders aufgefallen waren. Hans Graefe wurde der Olympiamannschaft zugeteilt und konnte sich durch sein hervorragendes sportliches Können bis zu den Endausscheidungskämpfen in Duisburg qualifizieren. Auch bei den Frauen wurden sehr gute Erfolge erzielt, so z. B. Magarete Schröter, die als junge Ruderin hart trainierte und siegreich von vielen Regatten heimkehrte.
Im Laufe der letzten Zeit konnten unter Mithilfe des Rates der Stadt, besonders erwähnt sei hier Eduard Seidel, viele neue Boote angeschafft werden, so dass wir heute über einen großen Bootsbestand verfügen. Um diesen Bootsbestand in Ordnung zu halten, ist ein gut organisierter Arbeitsdienst eingerichtet, der unter der Leitung unseres Seniorenruderers Paul Szellatis und heute Karl Graefe weiter besteht. Die Geschicke des Vereins nahm nach Christian Tideman für zwei Jahre erneut Sportfreund Kurt Schebel in die Hand bis - zur Verwunderung vieler staatlicher Stellen und der Sportführung - Herr Pfarrer Heinz Knick die Leitung übernahm. Seine lange Amtszeit von 1965 bis 1969 gab er erst auf, als es seine Gesundheit nicht mehr zuließ. Diese Zeit war für den Verein eine Zeit des erfolgreichen Wachsens. Nach ihm übernahm für drei Jahre Fritz Hesse das Ruder in der Sektion.
Nicht nur eine Vielzahl großer sportlicher Erfolge wurden erzielt, sondern auch die materielle Basis wurde bedeutend verbessert. Der Bau der zweiten Bootshalle wurde durch die Bereitstellung finanzieller Mittel durch die Stadt und den Landkreis möglich. Erst durch den unermüdlichen Einsatz der jungen und alten Ruderer, darunter angehende Bauingenieure und heutige Geschäftsführer wie Peter Knick und Thomas Dosk, konnte dieses Bauwerk entstehen. Dazu muss erwähnt werden, dass diese Bootshalle die Voraussetzung für den Einbau eines von der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte gebauten Ruderbeckens schuf. Die damalige Rudersektion erhielt das erste Ruderbecken aus Glasfaserpolyester, was mit einem Wasservolumen von 48 Kubikmetern (48.000 l) auch im Winter ein Wassertraining ermöglicht.
Die Nachfolge von Herrn Heinz Knick trat in den 70er Jahren unser Ruderkamerad Werner Große an. Durch seine Initiative und die weitere gewünschte Entwicklung von Trainingszentren wurden für den Rudersport zwei Vorhaben verwirklicht, die den Sportbetrieb wesentlich verbesserten. Damit wurden die Gedanken und Entwürfe von Kurt Schebel zur Realität. Gemeint ist der Bau und spätere Ausbau einer Nachwuchsruderregattastrecke mit einer Länge von 1.500 m und einem 6-Bahnen-System. Der Kostenumfang dieser Anlage lag bei der Fertigstellung im Jahre 1978 bei ca. 1,0 Mio. DM. Diese Regattastrecke wurde nicht nur zur traditionellen Havel-Ruder-Regatta genutzt, sondern war vielfach Austragungsort von DDR- und Bezirksmeisterschaften sowie von Ausscheidungswettkämpfen für die Nachwuchsruderelite.
Einen weiteren wesentlichen Erfolg konnte Werner Große mit dem Bau von Sanitär- und Umkleideräumen sowie einem Kraftraum als Zwischenbau zwischen dem Bootshaus und Bootshalle erzielen. Mit der Vollendung dieser Baumaßnahmen 1987 wurden für den Rudersport in Werder hervorragende Trainingsbedingungen geschaffen. Nach der Wende hat Sportkamerad Große die Steuerleine aufgrund seiner beruflichen Aufgaben abgegeben. Neuer Vereinsvorsitzender wurde Hans-Jörg Dahl. Der Vorstand hat nun das in den vergangen Jahren geschaffene Vermögen zu verwalten und muss darüber hinaus für die Instandhaltung aufkommen. In diesem Zusammenhang ist die Mitgliederentwicklung für den Verein von äußerster Wichtigkeit. Abschließend möchten wir bemerken, dass ohne die Unterstützung und Fürsprache durch den Bezirksfachausschuss-Vorsitzenden und heutigen Vorsitzenden des Landesruderverbandes, Herrn Fritz Sumpf, so manche Entwicklung in Werder anders verlaufen wäre.