Freude am Sport, Selbstverwirklichung, Erfolgserlebnisse, Geselligkeit und Kameradschaft sind beim Rudern besonders groß. Der Kreativität sind durch die große Anzahl der Bootsgattungen und die vielen Möglichkeiten beim Rudern nach Feierabend keine Grenzen gesetzt. Deshalb stand nach Gründung des Ruder-Klub Werder 1918 neben der Regattatätigkeit das Wanderrudern im Vordergrund.
Ausfahrten in der Woche, Touren an Wochenenden und länger um Land und Leute kennen zu lernen, wurden unternommen. Im Jahre 1921 wurden so z. B. 14.952 Mannschaftskilometer errudert. Das Rudern beschränkte sich aber nicht nur auf die einheimischen Gewässer, sondern man unternahm auch Wanderfahrten auf der Donau oder dem Rhein. Viele solcher Touren wurden zum Anlass genommen, um neuen Booten ihren Namen zu geben. So besaß der RKW einen Gig-Doppelvierer m. Stm. "Donau" und einen Gig-Doppelzweier m. Stm. "Rheinland". Beliebt im Klub war die Havel-Elbe-Dreieckfahrt sowie Wochenendfahrten nach Brandenburg oder Rathenow.
Von 1939-1945 konnte das Rudern, aus bekannten Gründen, leider nur noch sporadisch ausgeübt werden. Erst im Jahre 1947 lebte der Rudersport in Werder wieder richtig auf. Das wöchentliche Training, um Kondition für Wettkämpfe oder Wanderfahrten zu tanken, konnte wieder regelmäßig durchgeführt werden. So wurden das Wanderrudern und der Wettkampfsport gemeinsame Bestandteile des Klublebens bis Anfang der 70er Jahre. Hier sei erinnert an die Eierfahrten jeweils am Neujahrstag, so weit möglich, nach Klein Kreutz, die Rudertouren Prag-Meißen und Prag-Dresden, bei denen die Teilnehmer die Schönheiten der Natur genießen konnten. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man bei Melnik an den Weinbergen oder durch das Tor Böhmens oder gar entlang der Bastei im Elbsandstein, mit der Strömung treibend, vorbei kommt. In dieser Zeit wurden dann auch die ersten Bekanntschaften mit den Meißener Weinbergen gemacht.
Eine Weinverkostung an Ort und Stelle durch unseren ehemaligen Ruderkameraden Günter Rühle ist uns in guter Erinnerung geblieben. Durch den Aufbau eines Trainingszentrums in Werder und der daraus resultierenden verstärkten Regattatätigkeit wurde das Wanderrudern, es gab ja hierfür keine Medaillen, nach und nach in die Ecke verdrängt. Aber einige Ruderenthusiasten gaben ihre Liebe zum Rudersport nie auf. Sie trafen sich weiter, um ihre liebste Freizeitbeschäftigung als Ausgleichsport weiterzubetreiben und das Klubleben nicht eingleisig werden zu lassen. Daraus ergab sich 1989 eine Großfamilienwanderfahrt, 20 Personen, von Orlik nach Prag. Unvergessliche Erlebnisse, wie das Überwinden zweier Staumauern von 90 m bzw. 60 m Höhenunterschied, oder Großschleusen und Sprachbarrieren sorgen noch heute für Gesprächsstoff.
Nach der Öffnung der Wassergrenzen am 01.04.1990 und der Wiedervereinigung im Oktober 1990 eröffneten sich auch für die Ruderer neue Gewässer. So erkundete im Jahre 1991 wieder eine große Ruderfamilie den Neckar von Marbach nach Heidelberg und anschließend die Umgebung um den Bieler See in der Schweiz. Ein Jahr später stand eine Großfamilie bereit, um die Lahn von Gießen nach Lauenburg mit anschließendem Besuch in Siegburg zu erkunden. Ebenso wurden mit den Ruderkameraden aus Lehnin Wanderfahrten auf Weser, Main, Mosel und sogar der Ostsee unternommen.